Neokoloniale Lebensweise
Klaus-Jürgen Bruder
„Ein Gift von hoher Reinheit“ jubiliert Klaus-Dieter Frankenberger als Demokos, als der Kriegstreiber der FAZ (am 13.04.18) im Pathos der griechischen Tragödie. Zwar werde „die russische Führung, unterstützt von willigen Claqueuren; […] natürlich weiter bestreiten, dass sie etwas mit der Sache zu tun habe, […] aber wenigstens hierzulande kann nicht mehr so getan werden als gebe es keine Beweise. Die Kette schließt sich.“
Wenn der Diskurs des Imperiums zur klassischen Tragödie zurückkehrt, nicht mehr „argumentativ“ zu „überzeugen“ versucht,
sondern die „Beweise“ einfach performativ in die Welt setzt
Und die Frage nach dem cui bono zum Gott-sei-bei-uns der Verschwörungstheorie wird, das analytische Denken, die wichtigste Waffe gegen die Willkür der Mächtigen und Machthaber zum Obskurantismus geschlagen
Sind wir tatsächlich zurückgebeamt zur kolonialen Lebensweise des Imperiums:
der Diskurs der Macht muss nicht mehr „argumentativ“ überzeugen, sondern performativ herstellen,
worauf „wir“ (dh er) dann „Antworten finden müssen“: Jens Stoltenberg (18.03.18)
Das „Ceterum censeo carthaginem esse delendam“ reicht aus, um die Kriegserklärung als spätpubertären Joke zu twittern:
„Mach dich bereit Rußland, denn sie werden kommen, hübsch und neu und intelligent“
Gegen die performative Impertinenz scheint die diskursive Bemühung wie eine „alte Tante“: immer noch von der Vorstellung besessen, die Lügen der Macht widerlegen zu müssen. So als wüssten die Belogenen nicht schon längst, was wir ihnen erklären zu müssen glauben.
Sind wir nicht schon längst zu Kompradoren der kolonialen Lebensweise geworden. Ist es nicht an der Zeit, unsere Rolle zur Diskussion zu stellen, die Rolle der Psychologen, die Rolle der Wissenschaftler, die Rolle als Intellektuelle – welcher Seite?
Stichworte (unsystematische Auswahl):
Festung Europa,
Kriege weit ab vom Zentrum
elitäres Bewusstsein der Neuen Kreativen („Sedan-Lächeln“)
Tanz um das goldene Kalb,
„Befriedungsverbrechen“
Regieren mit der Angst
Innere Kolonisierung
Gentrifizierung, Obdachlosigkeit, Tafeln
suggerierte Partizipation, simulierte Demokratie