„Frieden, aus NATO Sicht durch Waffengewalt?
„Frieden zwischen den Menschen in der gespaltenen Gesellschaft?
Diskussionsabend der Basis Spandau am 20.06.2023 im „Sprechsaal“ Marienstrasse Berlin Mitte
Zur ersten Möglichkeit: „Frieden, aus NATO Sicht durch Waffengewalt?“
Kann ich nur sagen: bereits das Fragezeichen ist zu viel an Entgegenkommen!
„Frieden schaffen mit Waffen? – Die Parole der neuen Friedensbewegung?
Aber: „Frieden zwischen den Menschen in der gespaltenen Gesellschaft“
ist auch mit einem Fragezeichen versehen!
In einer Gesellschaft, deren Produktivkräfte weit genug entwickelt sind, um bei rationaler Ausnützung aller natürlichen und technologischen Quellen das unmittelbar physische Elend auszurotten – wäre es ein Gebot der Menschlichkeit wie der Vernunft, Konflikte friedlich auszutragen, so Peter Brückner 1967.
Wird dieses Gebot der Menschlichkeit nicht gerade durch die Spaltung sabotiert, außer Kraft gesetzt, polizeilich oder psychiatrisch?
Mein Ausgangspunkt: meine Antwort auf die Frage Frieden – was soll das sein?
Das, wofür und weshalb wir auf die Straße gegangen sind:
„Frieden! Freiheit! Keine Diktatur!“
Wir sind auf die Straße gegangen, „weil sie uns die Freiheit klauen, weil sie Unfrieden in der Gesellschaft gestiftet haben. weil sie uns mit staatlichen Willkürmaßnahmen zwingen wollten, zu tun, was uns schadet, was wir nicht wollten.
Das mithilfe der NATO erreichen zu wollen, ist irrsinnig genug. Aber wie schaffen wir es unter uns, „zwischen den Menschen“ und zwar obendrein in einer „gespaltenen Gesellschaft“?
Das ist unser Problem.
Friede zwischen den Menschen ist nicht zu erringen, ohne dass wir ständig mit der Tatsache der gespaltenen Gesellschaft konfrontiert sind: mit denen, die diese Spaltung produzieren, und denen, die sie aufrechterhalten.
Und mit deren Vertretern in uns (wie man so sagt) – die Zuständigkeit der Psychologie?
Den Zielen, Methoden, mit denen wir uns gegenseitig begegnen, die wir von denen übernommen haben, die diese Spaltung produzieren, und die sie aufrechterhalten.
Wissend, dass wir diese nicht von einem Tag auf den anderen ablegen können. Dazu sind ihre Ergebnisse zu sehr begehrt, zu leicht zu haben, zu verlockend.
Also nur mit Demut gegenüber unseren Malen und Narben aus dem Überlebenskampf in der gespaltenen Gesellschaft und mit Demut oder Nachsicht gegenüber den Narben der anderen. Auch sie haben sie aus ihrem Überlebenskampf gewonnen.
Deshalb die Frage: was ist das, was wir übernommen haben (die uns Waffen schienen im Überlebenskampf
gezinkte Waffen, Waffen, die die Hand verbrannt haben, die sie benützte, die sich gegen uns richten, den Frieden zwischen uns und in uns zerstörten.
Was wir als Waffen in die Hand gedrückt bekommen haben, waren Kriegswaffen. Das sehen wir spätestens jetzt, wo der lange vorbereitete Krieg uns immer näher rückt, vorbereitet auch als Krieg gegen die Bevölkerung in der Corona-Inszenierung, in dem die Spaltung der Bevölkerung in unerhörter, und in einer für uns, in unserer Lebenszeit unbekannten, Weise forciert worden war, die den Blockwart in nicht wenigen hervor gelockt hat, die die Freundschaften, ja die Familien gespalten hat.
Die Vorbereitung zum Krieg beginnt lange vor dem Krieg, lange vor der Vorbereitung auf einen konkreten Krieg. Spaltung ist ihr wichtigstes Prinzip.
Spaltung in die Anhänger der Kriegsvorbereitung und die Gegner, damit verbunden, diese Spaltung fördernd, Diffamierung der Gegner bis hin zur sozialen juristischen Ächtung (Bhakdi, Wodarg, Balloff und viele andere).
Diese Spaltung der Gesellschaft oder sagen wir besser der Bevölkerung soll natürlich die Herrschaft über die Bevölkerung erleichtern („teile und herrsche“). Sie soll aber zugleich, das ist ihre Voraussetzung, die zugrunde liegende Spaltung zwischen den 99 % und dem reichen, mächtigen und damit herrschenden Rest durch diese Spaltung der Bevölkerung überdecken.
Der Abstraktion von dieser grundlegenden Spaltung dient der Begriff des „Menschen“ (wie ihn Merkel bis zum Überdruss strapaziert hat).
Brückner fragt: „Wer ist »der« Mensch, gibt es ihn? Hat jemand den Menschen gesehen, Was uns begegnet, sind konkret Herrschende oder Beherrschte, Arme oder Reiche, Unterdrückte und Unterdrücker; es sind Angestellte und Arbeiter mit oder ohne Bewußtsein von ihrer eigenen gesellschaftlichen Lage, also auch mit sehr unterschiedlicher Bereitschaft, sich ihre Situation anzueignen. Es sind Personen, die Positionen besetzen, auf denen sie mit Lustprämien, mit Einfluß, mit Prestige rechnen dürfen, oder austauschbare Berufstätige, die bewußtlos funktionieren, und deren Leben ihnen oft wenig bietet, was es lebenswert machen könnte.“
In der Abstraktheit, die in der Frage nach »dem« Menschen liegt, müssen wir eine der Ursachen für die Friedlosigkeit ganzer Generationen suchen, weil sie zentrale Merkmale unserer Gesellschafts- und Sozialordnung außeracht läßt, die zum Bedingungsgefüge unserer Geschichte und damit
zu dem des Krieges gehören.
„Die theoretische Betrachtung, die zugunsten des Menschen die beleidigende Vielfalt ihrer Schicksale kurzerhand verschwinden läßt, kann die Wirklichkeit, auf die sie einzuwirken vorgibt, nicht einmal analytisch erreichen, und gerät deshalb zu ihrer Apologie.
Das Abstrahieren vom konkreten Inhalt heißt: vom für uns einzig konkreten zu abstrahieren: von den Menschen in deren Mitte wir leben, liebend wie wir, sich erheiternd wie wir, alle gleich verletzlich.
In diesem Konkreten wäre es undenkbar, dass es das Interesse des Individuums selbst sein könnte, wie im Krieg die zu töten, ja auch nur zu verletzen, denen er gleicht, mit denen er aber nichts zu schaffen hat.
Diese natürlichenWeltsicht des unbefangenen Individuums muss erst abgeschafft werden.
Und: ersetzt werden durch Abstrakte, wie zB Vaterland,
verbunden mit der Einführung von anspruchsvollen Sekundärwerten , wie zum Beispiel dem Vorurteil, das eigene Vaterland, die eigene Muttersprache sein etwas ganz besonderes, immer verbunden mit der Abwertung fremder Nationen, fremder Kulturkreise oder fremder Sozialsysteme – und: verbunden mit der Heroisierung des Tötens.
Man muß, wenn man zum Töten erziehen will, auch dafür sorgen, daß solche Abstraktionen für uns realer werden als das einzig Konkrete: Leben und Tod der eignen Kinder, Freunde, Geliebten, so dass wir uns gegenseitig dafür abrichten lassen, mehr Interesse zu entwickeln am Besitz einer Stadt, an der Erhaltung einer Herrschaftsschicht oder an der Änderung einer Regierungsform.
Weitere Abstraktionen wären „westliche Wertegemeinschaft“, „Sicherheit“ inzwischen auch wieder „Wehrfähigkeit“, selbst „Demokratie“, „Freiheit“, „Solidarität“ werden gegenwärtig ihres konkreten Inhalts entleert und damit der Möglichkeit der Zerstörung ihrer Bedeutung geöffnet, der Propaganda des Krieges.
Die Erziehung auf Sekundärwerte ist vollendet, wenn der einzelne seiner eigenen Lust, seinem eigenen Leben ganz entfremdet ist; wenn er das Gefühl gewonnen hat, ein würdeloses und eher loses Leben sei schlimmer als der Tod.
Psychoanalytisch ausgedrückt: Ein schwaches Ich, das in einem fetischartigen Wir seine pathologische Stütze findet.
Diese Erziehung zum Töten, zur Verhinderung jener sozialen Reife, setzt sich durch unser Leben hindurch ständig fort, nachrichtentechnisch, über die Medien, der Massenkommunikation, werden wir ebensosehr an die Ubiquität des Krieges gewöhnt, an Sterben und Töten, wie an die Scheinrealität solcher Abstrakta wie Vaterland oder Nation, Vorurteile gegen potentielle Feinde werden sorgfältig gepflegt.
Um unsere kritische Wachsamkeit zusätzlich einzuschläfern, spricht man, was die strategischen Pläne der eigenen Militärs angeht, nie von ‑Angriff, sondern nur von (Vorwärts)Verteidigung, nicht von Krieg, sondern höchstens vom Ernstfall.
Zugleich wird der einzelne darauf vorbereitet, unsinnige Behauptungen zu glauben: daß er beispielsweise bereit sein müsse zu kämpfen, damit nicht seine Familie dem tödlichen Angriff einer feindlichen Macht ausgeliefert sei.
Haben Luftangriffe auf London, im vergangenen Krieg, die Chance verringert oder erhöht, daß die eigenen Kinder vom Feind getötet werden? fragt Peter Brückner.
Eine weitere Schritt der Erziehung zum Töten hängt zusammen mit einer planmäßigen Verkleinerung oder Verharmlosung des Leidens einerseits, mit der Diffamierung von Lust als anstößig andererseits.
Wir werden von Kindheit an darauf dressiert, erinnert Peter Brückner, daß ein Mann „feige“ ist wenn er weint, wenn er leidet. Damit werde freilich die Qualität des Leidens selbst verändert, es wird denaturiert, oberflächlicher, qualitätsarmer, gilt fast schon als Einwand. Tüchtig und gesund ist, wer wenig leidet.
Wir werden darauf dressiert, Mut, das heißt das Bewältigen und Bestehen in allen Gefahren, für einen Wert zu halten – möglichst ohne Prüfung, ob man nicht Gefahren besser vermeiden könnte.
Deshalb treffen wir die Erziehung zum Töten beispielsweise in den Schulen, wo die Lehrer den Austausch sexueller Zärtlichkeiten unter den Schülern viel schwerer ahnden als den Austausch von Prügel. Wird das inzwischen anders sein?
Keine Frage, daß Prügel schmerzt, und zwar meistens den Schwächeren; daß Schläge den, der im Nachteil ist, erniedrigen können, und daß es immer nur die Stärkeren oder Ruchloseren sind, die von dem Spielraum profitieren, den die Schule der Aggressivität unter den Schülern läßt.
Gegenüber der Aggressivität der Schüler zeigt die Schule also die Großzügigkeit der Unterdrückung, die auf Kosten der Schwachen geht.
Ein entscheidender Schritt zur Erziehung zum Töten ist, alle die gerade erörterten Schritte soweit als möglich zu schützen – sowohl vor der kritischen Analyse der Vernunft als auch vor dem spontanen Protest unseres Lebensgefühls.
Das sei auf zwei Wegen möglich:
Zum ersten sorgt man für den Aufbau eines Gewissens, das jedes Rütteln an den Leitwerten: Pflicht, Vaterlandsliebe, Gehorsam usw. schon ahndet, schon Schuldgefühle macht.
Ein sogen. anständiger und guter Bürger seines Landes tut Verschiedenes nicht: er stiehlt nicht, hat ja auch genug Brot, er schläft nicht unter Brücken, sondern in seinem Schlafzimmer; er hat Schuldgefühle, wenn er seine Pflicht nicht erfüllt hat – aber die Prüfung, ob denn das auch rechtens sei, was die Pflicht von ihm fordert, ist nicht seine Sache, das wird von Autoritäten vorentschieden.
Er hat gelernt, daß in manchen Situationen Gehorsam sein muß, aber er hat nicht gelernt, den Zustand einer Gesellschaft kritisch zu betrachten, die Gehorsamsforderungen benötigt.
Ebenso schwächen Erziehungsstile und Leitbilder, die der Entwicklung von Phantasie abträglich sind, den Prozeß, zum Frieden reif zu werden.
Brückner bezieht sich hierbei auf die „Reise ans Ende der Nacht“ von Ferdinand Celine aus dem Jahr 1932, in der der Erzähler feststellt: wenn man keine Phantasie habe, sei Sterben eine Kleinigkeit, habe man aber welche, dann sei Sterben einfach zuviel.