Wir möchten auf der Website einen Brief veröffentlichen, den TeilnehmerInnen des NGfP-Kongresses am Samstag, den 7. März 2015, aufgesetzt und unterschrieben haben. (Gegenüber dem Original wurden die Adressen entfernt und das Layout der Blog-Form angepasst.)
——–
Berlin, 7. März 2015
An das Präsidium der FU
nachrichtlich:
– Dekan des Fachbereichs Erziehungswissenschaft
– Studierendenvertretungen
– Senat der FU
Betrifft: Mietforderungen für die Tagung der Neuen Gesellschaft für Psychologie, vertreten durch Professor Klaus-Jürgen Bruder, FB Erziehungswissenschaften und Psychologie
Sehr geehrter Herr Professor Alt!
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) „Krieg um die Köpfe – der Diskurs der Verantwortungsübernahme“ haben mit großem Befremden vernommen, dass das Präsidium der FU dieser Veranstaltung, der inzwischen 7. der jährlichen Tagungen der NGfP, erstmalig den Status als Lehrveranstaltung und damit die kostenlose Nutzung der Räumlichkeiten der FU verweigert hat.
Erfreulicherweise sind rund die Hälfte der mehr als 150 TeilnehmerInnen der Veranstaltung Studierende, die aufgrund der – trotz dieser finanziellen Mehrbelastung – für sie besonders günstig gehaltenen Tagungsbeiträge die Gelegenheit eines erweiterten Lehrangebots wahrgenommen haben. Gerade sie hatten großes Interesse an der in ihren offiziellen Lehrveranstaltungen unterrepräsentierten Beziehung zwischen psychischen Phänomenen und gesellschaftlichen Bedingungen und wollen sich zukünftig noch aktiver in die Tagungen der NGfP einbringen. Durch das hochkarätige Programm der diesjährigen Tagung hatten die Studierenden darüber hinaus die Gelegenheit, eine große Zahl nationaler und internationaler VertreterInnen unterschiedlicher theoretischer Konzeptionen kennen zu lernen.
Alle TagungsteilnehmerInnen haben mit großem Dank und Anerkennung das hohe Niveau sowohl der Vorträge und Arbeitsgruppen als auch der Diskussionen dieser ausgezeichneten, interdisziplinären und internationalen Tagung gewürdigt. Diesem – auf meine Initiative hin verfassten – Protestbrief wurde im Anschluss an die Plenarsitzung von allen TagungsteilnehmerInnen zugestimmt. Die am Ende der Tagung am Samstagabend noch anwesenden 79 TeilnehmerInnen haben das mit ihrer Unterschrift unter diesen Brief persönlich und explizit bestätigt.
Sollte die FU die Mietforderungen aufrecht erhalten, würde dies die Durchführung vergleichbarer Veranstaltungen in Zukunft gefährden. Damit würde die FU dem in ihrem eigenen Selbstverständnis verankerten offiziellen gesellschaftlichen Bildungsauftrag und ihrem Gründungsethos, Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden verpflichtet zu sein, nicht mehr nachkommen.
Gerade die diesjährige Tagung der NGfP hat mit dem Tagungsthema „Krieg um die Köpfe“ ganz besonders dem Leitgedanken der FU, dem Frieden zu dienen, Rechnung getragen.
Eine derartige finanzielle Belastung durch die aktuellen Mietforderungen der FU kann eine zahlenmäßig noch relativ kleine, von ehrenamtlichem Engagement getragene Vereinigung wie die NGfP, die sich allein aus Mitgliedsbeiträgen finanziert und keinerlei Außenförderung erhält, nicht aufbringen und würde zukünftige Veranstaltungen gefährden. Dies würde einen großen Verlust an kultur- und gesellschaftskritischer Auseinandersetzung an der FU bedeuten und Wissenschaft entgegen den Gründungsgedanken der FU aus ihren gesellschaftlichen Bezügen wieder in den Elfenbeinturm zurück verweisen.
Ein wichtiger Gesichtspunkt der Tagung galt den negativen Auswirkungen neoliberaler Politik auf gesellschaftliche Einrichtungen. Der Verdacht, dass die neue Vorgehensweise der FU auch unter diesem Aspekt zu verstehen ist, sollte vom Präsidium der FU ausgeräumt werden, um der offiziellen Selbstdarstellung „daher bleibt die Freie Universität auch im 21. Jahrhundert ihrem Gründungsgedanken treu, indem sie ihn zum Leitfaden ihrer Zukunftsgestaltung macht“, gerecht zu werden.
Es darf nicht sein, dass die OrganisatorInnen der Tagung über ihren immensen ehrenamtlichen Einsatz hinaus nun auch für die durch die Tagungsbeiträge nicht gedeckten Mietforderungen einzustehen hätten!
Deshalb richten die TeilnehmerInnen des Kongresses die dringende Bitte an das Präsidium der FU, Dekanat und studentische VertreterInnen im Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie,
den ASTA der FU und Personen des öffentlichen Lebens, die mit der FU verbunden sind, dahin zu wirken, dass der NGfP, vertreten durch Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder als Angehörigen des Lehrkörpers der FU, wie in den vergangen Jahren auch weiterhin die kostenlose Nutzung der Räumlichkeiten für ihre Tagungen zugesagt wird und die aktuellen Mietforderungen zurück genommen werden.
Ihrer – hoffentlich positiven – Antwort entgegensehend verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Im Namen der TagungsteilnehmerInnen
Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel, Kiel