Einführung in das Thema des Kongress der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) „Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners“ vom 1. bis 4. März 2012 an der Freien Universität Berlin
Klaus-Jürgen Bruder
Die Aktualität der Sozialpsychologie Peter Brückners zeigt sich gerade in der gegenwärtigen Situation der Krise – weniger einer Krise des Staats oder der Ökonomie als einer Krise der Kritiker der gegenwärtigen Zustände von Staat und Ökonomie.
Die ökonomische Erklärung der gegenwärtigen Krise ist zwar der psychologistischen der Gier der Zocker und der ideologischen Verbohrtheit der politischen Klasse sicher überlegen, aber auch sie hilft nicht weiter, solange wir nicht verstehen, nicht zu erklären wissen, weshalb die Mehrheit der Bevölkerung, dieser unübersehbar und ungehemmt gegen ihre Interessen sich richtenden Politik regungslos, widerstandslos, apathisch gegenübersteht, nicht wissen zu wollen den Anschein erweckt, was mit ihr geschieht.
In dieser „Loyalität“ der Mehrheit der Bevölkerung sah Peter Brückner die entscheidende „Ergänzung“ der Machtbasis des Staates.
Während Peter Brückner zu seiner Zeit eine Lockerung der „Massenloyalität“ diagnostizierte, scheint heute das Gegenteil der Fall.
Darin könnte die Möglichkeit liegen, das Stillhalten, die Untätigkeit, die Apathie der Bevölkerung angesichts der klaffenden Diskrepanz zwischen staatlichem Handeln, rücksichtsloser Durchsetzung partikularer Interessen und den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung einigermaßen zutreffend erklären zu können.
Wenngleich auch ökonomische zu ihren Ursachen zählen sind, ist die „Massenloyalität“ durch diese allein nicht gewährleistet, sondern muss immer wieder durch ergänzende außerökonomische Maßnahmen hergestellt, befördert werden – gerade wenn die ökonomischen nicht ausreichend zur Verfügung stehen.