Soeben ist das Themenheft 19/1 des Journal für Psychologie mit dem Titel Das kritische Potenzial der Sprache erschienen.
Sprache hat als Untersuchungsgegenstand in den Sozialwissenschaften seit dem linguistic turn und im Speziellen in der Psychologie seit dem narrative turn verbunden mit den Arbeiten Theodor Sarbins und Jerome Bruners in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erheblich an Bedeutung gewonnen. Dieses Themenheft des Journal für Psychologie möchte hinter diese Entwicklung blicken und die Bedeutung von Sprache für die Konzeption des Verständnisses des Psychischen und damit des Gegenstands psychologischer Forschung genauer betrachten. Im Besonderen geht es dabei um den Stellenwert von Sprache für kritische Ansätze in der Psychologie.
Die in diesem Heft vertretenen Beiträge befassen sich mit möglichen Wegen zu einem kritischen Sprachverständnis. Im Zentrum stehen dabei die folgenden Fragen: Kann Sprache als per se emanzipatorisches, weil stets gestaltendes und damit kritisches Mittel verstanden werden? Inwieweit kann Sprache bestehende Realitäten transformieren? Ist es möglich mittels Sprache bestehende Illusionen, Ideologien und Fetischformen aufzuzeigen, sie zu entnaturalisieren? Inwieweit lassen sich unter Einbeziehung sprachtheoretischer Überlegungen kritische Momente in der Psychologie als der Wissenschaft vom Subjekt entwerfen?
Inhalt
Editorial
Martin Dege
Das Gespenst spricht. Zum Entwurf eines neuen Humanismus bei Karl Marx
Martin Dege
Worte schaffen Soziales: Wie Sprache Gesellschaft verändert
Anna-Lisa Müller
Anstößige Bewegung, die kritisch denkt. Leichtigkeit und Gewicht in Alfred Lorenzers Sprachtheorie
Manfred Buchner
Das Mathem der Macht. Spekulation und Verschulden politischen Sprechens
Harald Strauß
The ideological and the dialogical
Andrés Haye, Héctor Carvacho & Antonia Larraín
Sprache? Sprechen! Diskurs
Klaus-Jürgen Bruder
Über die Wirkmacht von Sprache im sonderpädagogischen Diskurs
Désirée Laubenstein
Psychologie sprachlos?
Jürgen Messing & Anke Werani
Das Potential eines dialogischen Verständnisses von Sprache für die empirische Entwicklungspsychologie
Carolin Demuth
Einzelbeitrag
Wie viel Psychologie steckt im Habitusbegriff? Pierre Bourdieu und die „verstehende Psychologie”
Aladin El-Mafaalani & Stefan Wirtz
Heftherausgeber ist Martin Dege