Der Beruf des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (KJP) wurde durch das PsychThG von 1998 zu einem heilkundlichen Approbationsberuf fortentwickelt, um der psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen einen eigenständigen Stellenwert zu geben.
Dies hat sich in den letzten zehn Jahren bewährt, und die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie hat in Europa eine herausragende Bedeutung erlangt. Die Etablierung eines eigenen Faches hat dazu beigetragen, dass die Ursachen- und Interventionsforschung in Bezug auf psychische Störungen von Kindern und Jugendlichen und Behandlungsverfahren immens ausgeweitet wurde. So konnte sich eine spezifische Behandlungskompetenz der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten entwickeln, für die sich als Basisqualifikation (Eingangsqualifikation für die Ausbildung) die nach aktuell geltendem Recht vorgesehenen Studiengänge in Sozial-/Pädagogik und Psychologie bewährt haben.
Empirische Erhebungen zeigen jedoch, dass die aktuelle psychotherapeutische Versorgung der Kinder und Jugendlichen nicht ausreicht. Psychologische Psychotherapeuten, denen faktisch die berufsrechtliche Behandlung aller Altersgruppen zusteht, beteiligen sich, selbst wenn sie über eine zweite Approbation oder wenn sie über eine sozialrechtliche Ergänzungsqualifikation verfügen, kaum an der Versorgung von Kindern und Jugendlichen.
Die zunehmenden psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter bedürfen folglich weiterhin einer qualifizierten und auf diese Bevölkerungsgruppen ausgerichteten Ausbildung und Berufsausübung in einem dafür geschaffenen Approbationsberuf, bei dem nicht zuletzt auch erziehungs- und sozialwissenschaftliche Wissensbestände von einiger Bedeutung sind.
Wir empfehlen daher die Beibehaltung des Approbationsberufes des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, die Festlegung einer Eingangsqualifikation für diese Berufsausbildung durch ein qualifizierendes Hochschulstudium (Diplom, Magister, Master) in einem sozial-/pädagogischen oder psychologischen Fach unter Berücksichtigung fachspezifischer Inhalte, eine allein auf die psychotherapeutische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ausgerichtete qualifizierende postgraduale Ausbildung, die staatlich kontrolliert zu einer Approbation für einen heilkundlichen Beruf führt, eine Beibehaltung der Regelung, dass die Approbation dem sozialrechtlich relevanten Fachkundenachweis entspricht.
Diese Empfehlungen benötigen lediglich geringe Revisionen des sychotherapeutengesetzes, insbesondere beim § 5 Abs. 2. Für weitere Gesetzesänderungen schließen sich die Unterzeichnenden den Empfehlungen des Forschungsgutachtens an, die überwiegend auf empirischen Ergebnissen basieren und über standespolitischen Interessen stehen.
Darüber hinaus sind an den weiteren Beratungen aus Sicht der Unterzeichnenden insbesondere Fachpersonen mit Qualifikationen in versorgungs- und ausbildungsrelevanten Arbeitsbereichen zu beteiligen.
Alle Unterzeichnenden (Stand 12. August 2010):
Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG) (Vorstand: Dr. Michael Halhuber-Ahlmann), Köln
Arbeitsgemeinschaft Beziehungsanalyse (AGBA) e.V. (Vorstand: Dipl.-Sozpäd. Uwe Klein, Ehrenvorsitzende Prof. Dr. phil. Dipl.-Psych. Thea Bauriedl), Berlin
Fachbereichstag Soziale Arbeit (FBTS) (Vorstand: Prof. Dr. Ulrich Bartosch, Kath. Universität Eichstätt-Ingolstadt)
Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE) (Vorstand: Prof. Dr. Werner Thole, FU-Berlin)
Deutsche Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) (Vorstand: Prof. Dr. Herbert Effinger, Prof. Dr. Silke B. Gahleitner), Sersheim
Psychotherapie an Hochschulen (PT-HS) (Vorstand: Prof. Dr. Mark Helle, HS-Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Dr. Günter Zurhorst, HS-Mittweida), HS-Magdeburg-Stendal
Sektion Klinische Sozialarbeit der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (Sprecher: Prof. Dr. Albert Mühlum), Sersheim
Arbeitsgemeinschaft Ausbildungsinstitute und VPP für wissenschaftlich begründete Psychotherapieausbildung (AVP), Berlin
European Centre for Clinical Social Work (ECCSW) (Vorstand: Dipl. Sozpäd. Uwe Klein), Berlin
Neue Gesellschaft für Psychologie (NGfP) (Vorstand: Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder, Prof. Dr. Günter Mey), Berlin
Wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft für wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie (GwG), Köln
Fachverband für personzentrierte Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen (Sprecher: Dipl.-Päd. Hildegard Steinhauser, Dipl.-Päd. Dagmar Hölldampf), Köln
Winnicott-Institut (Leitung des Studienganges: Prof. Dr. Angela Moré), Hannover (Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie)
KBAP Köln-Bonner Akademie für Psychotherapie GmbH (Leitung: Frau Dr. Sabine Trautmann-Voigt), Bonn (Analytische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie)
Magdeburger Ausbildungsinstitut für Psychotherapeutische Psychologie (MAPP) an der Hochschule Magdeburg-Stendal (Leitung: Prof. Dr. Meinrad Armbruster), Magdeburg (Verhaltenstherapeutische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie)
Sächsisches Institut für methodenübergreifende Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie (SIMKI) e.V. an der Hochschule Mittweida (Leitung: Prof. Dr. Dr. Günter Zurhorst), Roßwein (Verhaltenstherapeutische und tiefenpsychologisch fundierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie)
FH-Erfurt, Fakultät Sozialwesen (Prof.Dr.Marlene Bock, Prof.Dr.Eckhard Giese, Prof.Dr.Heike Schulze, Prof.Dr.Karl-Heinz-Stange)
Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heekerens, Hochschule München
Prof. Dr. Dieter Kleiber, FU-Berlin, Klinische Psychologie, Gesundheitsheitspsychologie und Gemeindepsychologie
Prof. Dr. Heidi Möller, Universität Kassel, Institut für Soziale Therapie, Supervision und Organisationsberatung